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Unsere Expedition Emotion geht weiter. Heute führt sie uns zu einer Emotion, die die meisten von uns regelmäßig verspüren: Angst ist eine grundlegende menschliche Emotion, die uns in vielfältigen Situationen begegnet und unterschiedlichste Auswirkungen auf unser Leben haben kann. Von einem flüchtigen Gefühl der Nervosität bis hin zu lähmender Panik reicht dieses Spektrum. Doch was genau ist Angst? Was passiert in unserem Körper, wenn wir Angst empfinden? Was ist, wenn Angst nicht mehr schützt? Und wie kann ich einen guten Umgang mit Angst finden? Auf unserer Expedition werden wir versuchen, Antworten auf diese Fragen zu finden, um ein tieferes Verständnis für diese komplexe Emotion zu entwickeln.
Was ist Angst?
Angst ist eine grundlegende menschliche Emotion. Sie entsteht als Reaktion auf eine wahrgenommene Bedrohung oder Gefahr. Somit dient sie als Schutzmechanismus, der es uns ermöglicht, potenziell gefährliche Situationen zu erkennen und auf diese zu reagieren. Angst kann durch eine Vielzahl von Auslösern hervorgerufen werden, was von Mensch zu Mensch ganz individuell ist. Wichtig ist an dieser Stelle zu verdeutlichen, dass Ängste nicht zwangsläufig von real existierenden Gefahren ausgelöst werden müssen, sondern auch irrationale und eingebildete Bedrohungen zu einem mehr oder weniger starken Angstempfinden führen können.
Viele Menschen empfinden Angst als etwas Negatives, denn sie wird in der Regel als eher unangenehm empfunden. Doch es ist uns an dieser Stelle wichtig anzumerken, dass diese Emotion nicht immer negativ ist – ganz im Gegenteil: wie auch alle anderen Emotionen empfinden wir sie nicht grundlos, sondern sie motiviert uns dazu, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen oder uns auf bevorstehende Herausforderungen vorzubereiten.
Was passiert bei Angst im Körper?
Um zu verstehen, was bei Angst in unserem Körper passiert, stellen wir uns Folgenden Szenario vor: du gehst an einem Sonntagmittag in der Natur spazieren. Plötzlich siehst du, wie sich dir langsam ein Tier nähert und erkennst, dass es sich um einen großen Hund handelt. Da du diesen Hund vorher noch nie gesehen hast und nicht weißt, ob dieser harmlos oder aggressiv reagiert, wird dein Gehirn diesen als potenzielle Bedrohung erkennen und Signale an dein sympathisches Nervensystem senden. Das sympathische Nervensystem (Sympathikus) hat die Aufgabe, deinen Körper in eine erhöhte Leistungsbereitschaft zu versetzen und auf eine Reaktion vorzubereiten. Während sich dir der große Hund nähert, spürst du, wie sich dein Herzschlag beschleunigt und deine Atmung schneller und flacher wird. Deine Muskeln spannen sich an und du beginnst instinktiv, deine Umgebung genauer wahrzunehmen, während du überlegst, wie du am besten reagieren kannst. In diesem Moment hast du vielleicht das Bedürfnis, wegzulaufen, um dich in Sicherheit zu bringen – oder du entscheidest dich, ruhig zu bleiben und langsam rückwärts zu gehen. Dein Verstand arbeitet schnell, um die Situation zu analysieren und die bestmögliche Reaktion zu wählen. Als aus der Ferne das Herrchen auftaucht und den Namen des Hundes ruft, geht dieser schließlich seiner Wege. Du atmest erleichtert auf und spürst, wie sich die Anspannung in deinem Körper langsam auflöst.
Was wir anhand dieses Beispiels beschrieben haben, ist der sogenannte “Kampf-oder-Flucht-Modus”, der in bedrohlich wirkenden Situationen einsetzt. Diese Reaktion zeigten schon unsere Urahnen und so konnte unter anderem das Überleben unserer Spezies gesichert werden. Auch wenn wir heute eher selten einem gefährlichen Tier gegenüberstehen, reagiert unser Gehirn immer noch auf ähnliche Weise auf verschiedenste Arten von Stressen in unserer Umgebung. Die meisten Bedrohungen sind heute nicht mehr physischer Natur – vielmehr fürchten wir uns vor der anstehenden Präsentation auf der Arbeit, finanziellen Sorgen, zwischenmenschlichen Konflikten oder anderen alltäglichen Herausforderungen des Lebens. Obwohl diese Situationen nicht unmittelbar lebensbedrohlich sind, kann unser Gehirn sie dennoch als potenzielle Gefahren interpretieren und den “Kampf-oder-Flucht”-Modus aktivieren.
Wenn Angst nicht mehr hilft
Wir wissen also jetzt, dass Angst – auch wenn sie sich erstmal unangenehm anfühlt – ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens ist und uns schützen möchte. In der Regel können wir sie bewältigen und sie geht vorüber. Allerdings kann übermäßige oder irrationale Angst unser täglichen Leben auch beeinträchtigen. Wenn Ängste den Alltag bestimmen und als nicht mehr zu bewältigen empfunden werden, kann das zu einer Angststörung führen.
Angststörungen sind weit verbreitet und können das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Etwa ein Drittel der Erwachsenen erleben im Laufe ihres Lebens mindestens eine Angststörung. Dies zeigt, dass Angststörungen ein häufiges Problem sind, das Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe betreffen kann.
Was du gegen Angst tun kannst
Die Angst – dein Freund. Wenn die Angst immer mehr Platz im Alltag einnimmt, führt sie häufig zu einem starken Leidensdruck bei den Betroffenen. In der Folge kommt es dazu, dass die Angst nicht mehr als Schutzmechanismus empfunden, sondern vielmehr zum Feind wird, den man zu bekämpfen versucht. Man möchte sie verdrängen, sie mit allen Mitteln loswerden. An dieser Stelle kann es in einem ersten Schritt helfen, die Angst wieder zu akzeptieren. Auch, wenn sie dich stark beeinträchtigt: nimm die Angst wieder als Freund an, der dich aktuell etwas zu übereifrig schützen möchte. Du kannst mit deiner Angst sprechen oder ihr einen Brief schreiben, wenn du sie verspürst. Bedanke dich, dass sie auf dich aufpassen möchte, aber erkläre ihr gleichzeitig, dass die aktuelle Situation keine wirkliche Gefahr darstellt. Erinnere dich daran, dass die Angst aus einem guten Grund existiert, aber dass sie manchmal überreagieren kann. Indem du deine Angst akzeptierst und ihr freundlich begegnest, kannst du einen ersten Schritt auf dem Weg zur Bewältigung machen.
Bewegung. Wie wir bereits weiter oben beschrieben haben, kommt es bei Angst zu starken körperlichen Reaktionen – der Körper fährt in den “Kampf-oder-Flucht-Modus”. Egal ob Kämpfen oder Fliehen – es wird deutlich, dass unser Körper in diesen Momenten auf eine erhöhte Aktivität vorbereitet ist. Bewegung bietet eine Möglichkeit, diese körperlichen Reaktionen zu kanalisieren und ihnen eine positive Richtung zu geben. Wenn du also spürst, wie sich dein Körper gegen die “Gefahr” mobilisiert, werde aktiv und baue die Anspannung durch Bewegung ab.
Beruhigung durch Atmung. In ähnlicher Weise wie Bewegung kann auch gezielte Atmung dazu beitragen, die körperlichen Reaktionen auf Angst zu kontrollieren und die Entspannung zu fördern. Wenn die Atmung in Angstsituationen flacher und schneller wird, kannst du beispielsweise die 4-7-8-Atemtechnik anwenden, um deinen Körper langsam aber sicher zu regulieren.
Professionelle Hilfe. Natürlich kann es vorkommen, dass man in einem Strudel der Angst steckt, aus dem man kaum mehr herauskommt. Wenn du spürst, dass das Gefühl der Angst stagniert oder über Tage und Wochen gar größer wird, ist es ratsam, professionelle psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.